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Geschichte. KONSTANTINOPEL. 94. Route. 569 die Gegend der jetzigen Alten Brücke (Pl. F 4) und von Psamatia (Pl.
B C 8). Die Einteilung in 14 Regionen wurde von Rom übernommen, so-
gar
die sieben Hügel fand man hier wieder. Das Exokionion, das Land-
gebiet
bis zum siebenten Meilenstein (Hebdomon), wurde den sieben
Tausendschaften der gotischen Leibgarde überwiesen. Unter Arkadius war
Konstantinopel seit 895 die Hauptstadt des neuen oströmischen Reiches.
Das rasche Anwachsen der Bevölkerung, die Einfälle der Hunnen und
Goten veranlaßten Anthemius, den Reichsverweser des minderjährigen
Theodosius II. (408-450), im J. 413 zum Bau einer neuen, der theodosia-
nischen
Stadtmauer, 1-2km westlich von der Mauer Konstantins. Seit 439
kamen die Seemauern am Marmarameer und Goldenen Horn hinzu, seit
447 wurde nach Attilas Angriff die durch ein Erdbeben schwer geschä-
digte
Landmauer wiederhergestellt und verstärkt.

Den Höhepunkt erreichte das Reich unter Justinian (527-565), welcher
die 532 bei dem Aufruhr der Zirkusparteien (Nika-Aufstand) großenteils
eingeäscherte Stadt glänzend wiederaufbaute und an der Stelle der Basi-
lika
Konstantins die berühmte Sophienkirche gründete. In der aus der
spätgriechischen (hellenistischen) und römischen Kultur erwachsenen
byzantinischen Kultur, mit griechischer Sprache und einer selbständigen
morgenländischen Kirche unter dem Patriarchen von Konstantinopel, lebte
die Antike, zuletzt in völliger Erstarrung, hier bis in das Mittelalter fort.

Die innere Zerrüttung und äußere Kämpfe erschütterten in den fol-
genden
Jahrhunderten das Reich bis in seine Grundfesten, auf die An-
griffe
der Avaren und Perser (627) folgte der Ansturm der Araber unter
den Omaijaden (S. 509), die 673-678 und 717-718 Konstantinopel zu Wasser
und zu Lande angriffen. Gleichzeitig gründeten die Bulgaren auf der
Balkanhalbinsel ein unabhängiges Reich und belagerten 813 und 924 Kon-
stantinopel
. Russische Flotten drangen 860 und 1048 bis ins Marmara-
meer
vor. Auch die wirtschaftliche Kraft Konstantinopels begann seit
dem XI. Jahrhundert durch das Vordringen der Seldschuken in Kleinasien
und durch das Erstarken der italienischen Seestädte zu schwinden.

Die Thronstreitigkeiten der Angelosdynastie führten 1204 zur Ein-
nahme
Konstantinopels durch die Kreuzritter und zur Gründung des abend-
ländischen
(lateinischen) Kaisertums. Nachdem der griechische Kaiser
Michael Paläologos von seiner Residenz Nikäa aus 1261 mit Hilfe der
Genuesen, denen zum Lohne Galata (S. 570) überlassen wurde, die frän-
kischen
Eindringlinge vertrieben hatte, rückte die Türkengefahr immer
näher. Die Osmanen hatten seit dem XIII. Jahrhundert Kleinasien erobert,
überschritten unter Orchân 1357 die Dardanellen (vgl. S. 561) und erhoben
unter Murad I. an Stelle von Brussa 1361 Adrianopel zur Residenz der
Sultane. Durch den Angriff Timurs (S. 509) nur vorübergehend geschwächt,
gingen sie bereits 1411 und 1422 zur Belagerung Konstantinopels über.

Nachdem Mohammed II. (Mehemed el Fatih, der Eroberer) trotz des
heldenmütigen Widerstandes Konstantins XI. Paläologos, des letzten
griechischen Kaisers, 1453 die Stadt erstürmt hatte, wurde Konstantinopel
als Stambul die Hauptstadt der Osmanen. Der ganz entvölkerten und
wiederum, wie 1204 durch die Kreuzritter, furchtbar verwüsteten Stadt
strömten von allen Seiten als Ansiedler Türken und auch viele Christen
zu, denen man Leben und Glauben verbürgt hatte, aus Spanien fanden sich
seit 1492 zahlreiche vertriebene Juden ein, deren Nachkommen noch heute
an der spanischen Sprache und Lebensweise festhalten. Die rege Bautätig-
keit
der türkischen Sultane, besonders Selims I. (1512-20), des Eroberers
von Syrien, Mesopotamien und Ägypten, und Suleimans d. Gr. (1520-66),
sowie der türkischen Vornehmen richtete sich ausschließlich auf öffentliche
Gebäude: Moscheen (S. 567) nach dem Vorbilde der ehem. Apostelkirche
und der Aja Sophia (Sophienkirche), Grabkapellen (S. 567), Märkte (Ba-
sare
) und Warenhäuser (Han), Bäder und Straßenbrunnen (Sebil Brunnen
mit laufendem Wasser, Tscheschmé Schöpfbrunnen). Zwischen diesen
Prachtbauten dehnten sich regellos in winkeligen Gassen und Gäßchen
die buntbemalten, oft nur einstöckigen Holzhäuser der Türken mit ihren
vergitterten Erkern (Kafes), sowie Gärten und Friedhöfe aus.